Den Niedergang oder besser die Selbstdemontage
des Suhrkamp Verlages pflegt man in Formen der hohen Tragödie zu
beschreiben. Dem Gegenstand ist das durchaus angemessen, nicht aber
dem Prozedere. Denn dieses gleicht eher einer Farce. Die
Eskalationsdynamik, mit der Berkéwicz & Barlach die gegenseitige
Peinigung betreiben, ist aus Slapstickfilmen wohl vertraut: Es fängt
mit kleinen Stichen an und endet mit dem Zusammenbruch ganzer
Häuserzeilen. Am Anfang ein Streit um die Warm- oder Kaltmiete der
repräsentativen Verlegerinnenvilla in Berlin, nun also die Insolvenz.
Mal hat der die Nase vorn, mal jene. Die Reihe juristischer
Etappensiege Hans Barlachs hat Berkéwicz vorübergehend in einer
waghalsigen Volte in ihr Gegenteil verkehrt. Ausgerechnet Barlachs
strategische Renditegier liefert seiner Widersacherin den Hebel, ihn
wenigstens vorübergehend kalt zu stellen.
Wies sie noch unlängst Zweifel an der finanziellen Prosperität des
Unternehmens brüsk als geschäftsschädigend zurück, ist nun das
Insolvenzrecht das probate Mittel, dem verhassten Teilhaber eins
auszuwischen. Das ist schon allein deshalb riskant, weil bisher die
Rechtsbeistände Barlachs bedeutend zuverlässiger agierten als jene
der Geschäftsführung. Aber vielleicht wiegt die Genugtuung, Barlach
drei Monate bar seiner juristischen Folterwerkzeuge zappeln zu
lassen, ja alles auf, was danach kommt: im besten Fall ist es ein
Fegefeuer, im schlimmsten gehen die Lichter aus.
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