25 Jahre Presseclub – die Mutter aller Gesprächssendungen feierte in
Berlin ihr Jubiläum. Und kein Geringerer als Bundestagspräsident
Norbert Lammert hielt den Journalisten den Spiegel vor. Im Rahmen der
Aufzeichnung der Sondersendung (Das Erste, Sonntag, 16.12.2012, 12.03
Uhr) mahnte er, sich in Berichterstattung und Kommentaren der Mühe zu
unterwerfen, genauer hinzuschauen. „Ich erkenne einen starken Trend
zum Konformismus“, meinte Lammert. Es fehle nicht selten die Courage,
eigene Gedanken zu formulieren. „Warum ist etwa ein gemeinsames
Abstimmungsverhalten im Bundestag ein Mangel an politischer
Gestaltungskraft?“ Er würde sich wünschen, dass politische
Journalisten eher genauer denn schneller arbeiteten. Wichtig sei,
dass Infotainment nicht die nötige gründliche Information verdränge.
„Die Entertainisierung ist keine Errungenschaft des modernen
Mediensystems“, war der Bundestagspräsident überzeugt.
Doch bei aller Kritik: Lammert fand versöhnliche Töne für den
politischen Journalismus wie den Politikbetrieb. „Es gibt in Europa
kaum ein Medien- und Politiksystem, das gleich gut oder besser wäre
als das unsere.“
WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel betonte, dass der
–Presseclub– eine wichtige Brücke schlage zu den Kolleginnen und
Kollegen von Zeitungen und Zeitschriften: „Uns alle verbindet das
Ziel, unserem Publikum Qualitätsjournalismus zu bieten. Der
–Presseclub– zeigt, dass das im journalistischen Miteinander sehr gut
funktioniert“.
Piel wies darauf hin, dass die Wurzeln des –Presseclubs bis in die
Anfänge der Bundesrepublik reichten. Als Werner Höfer den
–Internationalen Frühschoppen– ins Leben gerufen habe, sei dies eine
„kleine Kulturevolution“ gewesen. „Nach den Auseinandersetzungen der
Weimarer Republik war politischer Streit in Deutschland verpönt, nach
Nazi-Diktatur und Kriegsende flüchtete sich Deutschland ins
Unpolitische. Höfers Runde interessierte und sensibilisierte die
Menschen damals wieder für das politische Geschehen, für die
weltpolitischen Zusammenhänge. Und sie zeigte, dass Streit unter
Demokraten erwünscht ist und fruchtbar sein kann.“
Auch WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn zog ein positives Resümee
nach einem Vierteljahrhundert Presseclub. Die Sendung lebe von klugen
Köpfen und guten Argumenten. Anders als in Debatten mit Politikern
und Interessenvertretern müsse sich niemand in den Vordergrund
spielen. „Vielleicht fällt es unseren Gästen deshalb leichter, sich
auch einmal auf seinen Gegenüber einzulassen.“ Im Übrigen sei der
Presseclub auch eine Reverenz an die zahlreichen guten Zeitungen und
Zeitschriften in Deutschland, die für die Meinungsbildung in der
Gesellschaft so wichtig seien.
Fotos unter www.ard-foto.de
Pressekontakt:
Kristina Bausch
WDR Presse und Information
Tel. 0172-2530028
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