Stadt ohne Chance
Mit einem Kommunalpolitiker in Wuppertal möchte man derzeit nicht
tauschen. Denn gestalten kann er dort nichts mehr – abgesehen von der
Wahl der Stelle, wo der Rotstift angesetzt wird. Überschuldet, wie
die Stadt ist, muss die Stadt sparen – ohne Alternative. Prominentes
Opfer: das Schauspiel. Denn nur mit Bauernopfern kommt die Stadt
nicht los vom Tropf des Landes und dem privater Geldgeber.
Damit gibt die Stadt Wuppertal ihre Kulturhoheit auf: Ausgaben für
Kultur sind nicht nur die sogenannten freiwilligen Leistungen – sie
sind die Gestaltungsräume einer Kommune. Denn nicht über
Sozialleistungen definiert sich eine Stadt, sondern über ihre
Gesellschaft – und die wiederum braucht Kultur als Motor und
Stimulanz.
Wuppertal muss daher den Privatleuten dankbar sein, die ihr Geld
in die Kulturszene pumpen: Dank ihrer kann die Stadt wenigstens ein
rudimentäres Kulturangebot vorhalten. Daran ist der Stadt offenbar
gelegen, und es stimmt ja auch: Ein kleines Schauspiel in einer
Lagerhalle ist besser als gar kein Schauspiel. Auch sucht die Stadt
nach einem neuen Intendanten. Um mit Herbert Achternbusch zu
sprechen: Die Stadt scheint keine Chance mehr zu haben – aber sie
nutzt sie. Viel Glück.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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