Wiederholen ist nicht genug
Nicht der Massenmörder selbst spricht, sondern eine
deutsch-türkische Schauspielerin. Ist das genug, um aus dem
menschenverachtenden Plädoyer des Täters etwas Neues zu machen?
Etwas, das Perspektiven verschiebt und Abgründe erhellt? Nein, es ist
nicht genug. Egal, wer die Worte, die Anders Behring Breivik erst im
Sommer vor Gericht verwendete, nun ausspricht: Es reicht nicht, sie
einfach nur zu wiederholen. Das bringt nur denen neue Erkenntnisse,
die die Prozess-Berichterstattung verpasst haben. Breivik hatte seine
Bühne in Oslo. Und das genügt.
Wer die Täter- und nicht die Opferperspektive zu einem
Theater-Ereignis machen möchte, sollte weitergehen – in eine
konkrete Auseinandersetzung. Zum Beispiel, indem er Breiviks
Argumente in ihrem gesellschaftlichen Kontext zeigt. Der Mörder ist
nicht der alleinige Erfinder seiner Verschwörungstheorien.
Nachzusehen, wo ähnliche Stimmen zu hören sind – sei es in rechten
Internetforen, in der Nachbarschaft oder bei rechtspopulistischen
Parteien: Das könnte eine Beklemmung auslösen, die über den puren
Grusel angesichts der mörderischen Rede hinausgehen würde.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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