WAZ: Ein Sender außer Kontrolle – Kommentar von Angelika Wölke

Eines ist klar: Jeder Stadionbesucher muss damit
rechnen, am Abend jubelnd oder zu Tode betrübt für drei Sekunden in
der Sportschau, bei „ran“ oder im Sportstudio aufzutauchen. Kameras
können den Fan hinter dem Tor nicht ausblenden. Fraglich bleibt aber,
ob sich Fußballbegeisterte in Zukunft darauf einstellen müssen, für
den Rest ihres Lebens im Internet präsent sein zu müssen. Abgelichtet
für die Ewigkeit, weil ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR
einen neuen „Gimmick“ sucht. Einen, der mit der originären Aufgabe
des Senders, in diesem Fall der Sportberichterstattung, nichts zu tun
hat. Ein opulentes Vergnügen, das von den Gebühren der Zuschauer
finanziert wird. Mal abgesehen von den technischen Raffinessen des
Projektes, die mancher Betrachter ganz sicher sexy finden wird: Was
hat diese systematische, stupide Ablichtung von Zuschauern mit
journalistischen Inhalten zu tun? Ignoriert der WDR unter dem
Deckmäntelchen der Pressefreiheit die Persönlichkeitsrechte der
Stadionbesucher? Es wird höchste Zeit, dass das Landesmediengesetz
geändert wird. Dass der WDR sich zukünftig nicht mehr selbst
kontrollieren darf, sondern dass neutrale, unabhängige Datenschützer
einen Blick auf die medialen Angebote werfen.

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
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