Wenn die Telekom mit ihrer Marke A1 die
österreichischen Skirennläufer sponsert, dann dürfte das zum
beiderseitigen Vorteil sein: Der Skiverband kann besser trainieren.
A1 hat einen Werbeeffekt.
Wenn A1 sich kurzfristig vom Sponsoring von Filmfestivals
zurückzieht, dürfte das zum beiderseitigen Nachteil sein: Es schadet
der Kunst. Und die Künstler werden nicht mehr mit A1 telefonieren.
Aber das wird einkalkuliert: Das Unternehmen kann die schlechte
Nachrede verschmerzen, Künstler zählen in diesem Land ohnehin wenig.
Politiker dagegen zählen viel. Da mag es ins strategische
Unternehmenskalkül passen, den einen oder anderen zu sponsern. Oder
gleich eine ganze Partei. Anders als bei Sportveranstaltungen oder
bei Filmfestivals gibt es bei dieser Form des Sponsorings allerdings
keine klar erkennbaren Vorzüge: Beim Skirennläufer gehört es zum
Berufsbild, die Logos der Sponsoren in jede sich bietende Kamera zu
halten – Politiker aber vermeiden es, sich als Träger von
Werbebotschaften zu positionieren, es sei denn, die Werbebotschaft
beträfe die eigene Partei oder gar die eigene Vorzugsstimmenkampagne.
Natürlich gibt es einen gewissen Werbewert, wenn ein Sponsor sich den
Parteitagsdelegierten präsentieren kann, unbestritten kann man in
einem Parteiblatt zielgruppengerechte Werbung schalten.
Das hat es immer gegeben – und über Sinn oder Unsinn solcher Werbung
kann man streiten. Weil der Preis dafür oft weit über dem Marktwert
liegt, geht es hier um verdeckte Parteienfinanzierung. Doch das regt
längst niemanden mehr auf.
Aber das, was in den letzten Tagen an Parteifinanzierung durch die
Telekom bekannt geworden ist, hat doch eine andere Qualität. Da wurde
quasi eine ganze Partei gekauft – zufällig jene, die damals den
Infrastrukturminister gestellt hat. Rechnungen dafür? Brauch ma net.
Scheinrechnungen über Scheinleistungen seien da gestellt worden,
wurde am Mittwoch im parlamentarischen Untersuchungsausschuss
bekannt.
Und die begünstigten Politiker? Karin Gastinger, die damals für
Justiz zuständige Ministerin, will nichts bemerkt haben. Ja, sicher
war da (aus heutiger Sicht, sagt sie) nicht alles korrekt – dass der
aus Steuergeld alimentierte Pressesprecher in der Dienstzeit auch
Wahlwerbung gemacht hat, war wohl rechtlich nicht korrekt, wenn es
auch der gängigen Praxis entspricht.
Das ist aber nichts dagegen, dass ihr Wahlkampf überhaupt von der
Telekom finanziert worden ist. Konnte sie aber nicht wissen. Es waren
ja Scheinrechnungen für Scheinleistungen: „Mir wurde gesagt, dass es
BZÖ-Wahlkampfgeld ist“, sagt die Ex-Ministerin. Sie habe nicht daran
gezweifelt. Warum denn auch?
Schließlich haben ja auch andere Parteien Wege gefunden, sich durch
gute Beziehungen Sponsoring von der Telekom zu verschaffen – die
Familienpartei ÖVP hat die Beziehungen gleich auch für
Familienmitglieder von Politikern spielen lassen. Wobei die
Verantwortung des Generalsekretariats etwas für sich hat: Bei einem
Sponsoring muss einer fragen und der andere zustimmen oder ablehnen.
Daran wäre nichts auszusetzen, wenn das in aller Offenheit passieren
würde: Wenn Politiker mit A1-Aufnähern ans Rednerpult treten, wüsste
man, woran man ist.
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Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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