Inzwischen ist das Thema Euro- und Finanzkrise aus
Sicht der Bevölkerung das mit Abstand wichtigste Problem: Es wird von
51 Prozent als wichtigstes Thema in Deutschland genannt. Auf Platz
zwei folgt dann weit abgeschlagen das Thema Arbeitslosigkeit mit 22
Prozent. Dabei haben 55 Prozent Angst, dass die internationale
Finanzkrise bei ihnen zu spürbaren finanziellen Verlusten führen
wird. 41 Prozent haben solche Befürchtungen nicht (sonstiges: 4
Prozent).
In Europa wird immer intensiver über einen Schuldenschnitt für
Griechenland diskutiert. Dass Griechenland ein Teil seiner Schulden
erlassen wird, indem die Besitzer von Staatsanleihen, vor allem
Banken, nur noch einen Teil ihres Geldes zurückbekommen, wird von 55
Prozent der Deutschen abgelehnt, lediglich 38 Prozent fänden das
richtig (weiß nicht: 7 Prozent).
Eine deutliche Mehrheit (74 Prozent) hingegen ist dafür, dass die
EU schärfere Regelungen zur Kontrolle der Banken einführt. Nur 15
Prozent sind der Meinung, dass die bestehenden Regelungen ausreichen
(weiß nicht: 11 Prozent). Ebenso findet die Einführung einer
Finanztransaktionssteuer, also eine Steuer auf den Kauf oder Verkauf
von Wertpapieren, eine mehrheitliche Zustimmung (56 Prozent). Hier
sind 31 Prozent dagegen, und 13 Prozent sehen sich nicht in der Lage,
diese Frage zu beantworten. Die Zustimmung zu diesen Maßnahmen ist
vor dem Hintergrund zu sehen, dass 78 Prozent aller Befragten der
Meinung sind, dass der Einfluss der Banken auf die Politik zu groß
ist. Gerade richtig finden ihn 9 Prozent, und 4 Prozent halten ihn
für zu klein (weiß nicht: 9 Prozent). Dieses Urteil fällt in allen
Parteianhänger-Gruppen ähnlich deutlich aus.
Die Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird im Allgemeinen
weiterhin mehrheitlich positiv gesehen: Für 61 Prozent macht sie ihre
Arbeit als Bundeskanzlerin eher gut und für 35 Prozent eher schlecht
(weiß nicht: 4 Prozent). Wenn es allerdings nur um die Eurokrise
geht, sind lediglich 45 Prozent mit ihrer Arbeit zufrieden und 46
Prozent äußern Kritik (weiß nicht: 9 Prozent).
Gestern wurde das Herbstgutachten der führenden
Wirtschaftsinstitute zur zukünftigen Wirtschaftsentwicklung
vorgestellt, das einen Rückgang des Wirtschaftswachstums in
Deutschland prognostiziert. Diese Erwartung hat sich bei der Mehrheit
der Befragten schon länger festgesetzt. Seit Juni ist der Anteil der
Befragten, die meinen, dass es mit der Wirtschaft in Deutschland
aufwärts geht, von 51 Prozent auf jetzt nur noch 24 Prozent
zurückgegangen. Umgekehrt meinen jetzt 27 Prozent (Juni: 13 Prozent),
dass es eher abwärts geht, 46 Prozent erwarten keine großen
Veränderungen.
In der Politbarometer-Projektion können sich die Piraten weiter
verbessern, während sich die Grünen ein weiteres Mal verschlechtern:
Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 34
Prozent und die SPD auf 30 Prozent, die FDP bliebe weiterhin bei nur
4 Prozent, und die Linke käme auf 6 Prozent (alle unverändert). Die
Grünen hingegen verlieren und kommen nur noch auf 16 Prozent (minus
2), die Piraten würden 6 Prozent (plus 2) erreichen. Die anderen
Parteien kämen zusammen auf 4 Prozent.
Wenig Veränderung zeigt sich bei der Bewertung der wichtigsten
Politikerinnen und Politiker auf der +5/-5-Skala: Auf Platz eins ist
weiterhin der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück mit
einem Durchschnittswert von 1,5 (Sept.II: 1,5). Danach folgen fast
gleichauf und jeweils mit 1,2 Thomas de Maizière (Sept.II: 1,1),
Frank-Walter Steinmeier (Sept.II: 1,4) und Wolfgang Schäuble
(Sept.II: 1,2). Auf Platz fünf liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel
mit 1,0 (Sept.II: 1,1). Mit deutlichem Abstand folgen Ursula von der
Leyen mit 0,5 (Sept.II: 0,5) und nur ein paar Hundertstel schlechter
Horst Seehofer mit ebenfalls 0,5 (Sept.II: 0,4) vor Sigmar Gabriel
mit unveränderten 0,4. Weit im Negativbereich bleiben Philipp Rösler
mit minus 1,1 (Sept.II: minus 1,2) und Guido Westerwelle mit
unveränderten minus 1,8.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 11. bis 13. Oktober 2011 bei 1255 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 36
Prozent, SPD: 33 Prozent, FDP: 2 Prozent, Linke: 4 Prozent, Grüne: 15
Prozent, Piraten: 7 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das
ZDF am Freitag, 28. Oktober 2011.
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 –
70-16100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer
Pressekontakt:
ZDF-Pressestelle
Telefon: +49-6131-70-12121
Telefon: +49-6131-70-12120
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