Kulturgut: ja – Erbe: nein
Gleichmut gegenüber bürokratischen Regeln gehört zum Charme des
Internets. Kaum fordert Wikipedia den Welterbe-Titel, räumt die
Sprecherin ein: Um das UNESCO-Regularium habe man sich bislang noch
gar nicht gekümmert. Tatsächlich ist es fragwürdig, ob ein
quicklebendiges zehnjähriges Kind des Internets schon als „Erbe“ zu
betrachten ist. Dass es Wikipedia zurzeit an Autoren mangelt, lässt
sich jedenfalls nur schwer als Schutzbedürftigkeit eines Denkmals
auslegen.
Den selbstbewussten Anspruch der Wiki-Autoren auf kulturelle
Relevanz kann dagegen niemand bestreiten. Ihr Lexikon hat sich nicht
nur innerhalb eines Jahrzehnts vom misstrauisch beäugten
Informationspool zum populärsten Nachschlagewerk gemausert. Es hat
auch Maßstäbe in lexikalischer Aktualität gesetzt, Information in
neuer Weise debattierbar gemacht und den Begriff des kollektiven
Wissens auf die Agenda gesetzt. Gewissensfrage: Wo schauen
Journalisten nach, die rasch die zehn Kriterien für den
Welterbe-Status nachlesen wollen? Bei Wikipedia.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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