„Schluss mit dem Dumping – sonst geht der Journalismus baden“

BAD HONNEF. Es war herrliches Wetter, um baden zu gehen – aber nur aus Protest: Mehr als 120 Journalistinnen und Journalisten demonstrierten am Samstag, 9.4., an der Rheininsel Grafenwerth gegen Kürzungen und Dumping-Tarife für Journalisten: Bestückt mit den riesigen Lettern „J-O-U-R-N-A-L-I-S-M-U-S“, gingen Mitglieder des Deutschen Journalisten-Verbandes in Anglerhosen am Seitenarm des Rheins buchstäblich baden, um gegen die Forderungen der Verleger in den Tarifverhandlungen für Tageszeitungen zu protestieren.

Länger arbeiten, mehr Leistung, weniger Geld, weniger Urlaub und ein um 30 Prozent abgesenkter Tarif für junge Kollegen – unter diesen schwierigen Umständen geht der Journalismus baden, befürchtet der DJV. „Mit ihrem Versuch, einen Dumping-Tarif für Berufseinsteiger einzuführen, disqualifizieren die Verlage einen ganzen Berufsstand“, erklärte DJV-Landesvorsitzender Helmut Dahlmann. „Sie sägen damit an dem Ast, auf dem sie sitzen – denn wer will dann künftig noch mit einer guten akademischen Ausbildung Journalist werden?“ Der Journalismus sei die einzige Branche, in der die Arbeitgeber von ihren Beschäftigten Geld fordern, statt endlich die längst überfällige Anpassung der Gehälter anzubieten.

Der Protest der DJV-Mitglieder richtet sich nicht nur auf die Tarifverhandlungen für Tageszeitungsredakteure. Auch die Freien leiden unter dem Spar-Kurs der Verlage. So haben die Verleger zwar offiziell die gemeinsamen Vergütungsregeln für Freie an Tageszeitungen unterschrieben – aber nach wie vor weigern sich viele Verlage, diese Regeln auch anzuwenden.

„Die Verleger müssen sich ihrer Verantwortung für ihr Produkt bewusst werden“, erklärte die Geschäftsführerin des DJV-NRW, Dr. Anja Zimmer. „Und das bedeutet: Gute Arbeit muss auch angemessen bezahlt werden.“ Schlechtes Beispiel vor Ort sei der Bonner General-Anzeiger, der den freien Journalisten weiterhin die vereinbarte Bezahlung verweigere, sagte Anja Zimmer beim Gewerkschaftstag des DJV-NRW in Bad Honnef.

Foto: Michael Schaab

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