Für die Welt gerettet
Die Briefe an Ottla verschollen in privaten Tresoren, als
Einzelblätter verstreut in alle Richtungen, das ganze Konvolut nichts
als Rohmaterial für Spekulation: Dieses groteske Szenario stand kurz
vor der Verwirklichung, und es hätte mit seinem Ausdruck
verzweifelter Vergeblichkeit bestürzend genau zu Kafkas fiktiven
Welten gepasst.
Jenseits der Fiktion schreibt nun die Wirklichkeit eine
verblüffend glückliche Geschichte. Kafkas berühmte Briefe an die
Lieblingsschwester Ottla bleiben zusammen, und sie bleiben öffentlich
zugänglich. Lange war vermutet worden, dem Marbacher Archiv werde
nach dem Erwerb des Suhrkamp-Archivs die zweite Luft für den nächsten
großen Coup fehlen. Zum Glück sind andere eingesprungen, um für die
Welt zu retten, was allein der ganzen Welt gehört, ein unersetzliches
Dokument Kafkas. Der Erwerb steht in wohltuendem Kontrast zu dem
Gezerre, das seit einiger Zeit um andere Teile von Kafkas Nachlass
ausgebrochen ist. Wenigstens die Ottla-Briefe sind nun bestens
aufgehoben: ein Kafka-Glück sondergleichen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
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Telefon: 0541/310 207
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