Der ARD-Atomexperte Ranga Yogeshwar sieht für sich
in den Ereignissen in Fukushima „eine besondere Verpflichtung“. Dem
ZEITmagazin sagte er: „Als Wissenschaftler und Journalist ist es
meine Aufgabe, die Ereignisse präzise zu recherchieren und
einzuordnen. Ich verweigere mich der derzeitigen Aufgeregtheit, die
sich zum Teil aus den medialen Gesetzen nährt.“ Yogeshwar ist
ausgebildeter Physiker.
Die „Opulenz der Bilder dieser Katastrophe“ sei „Futter für die
Medien“, sagte der 51-Jährige und fügte hinzu: „Aber sie geben nur
einen kleinen Ausschnitt des Geschehens wieder. Gäbe es weniger
Bilder, müssten die Medien mehr Fakten liefern.“
Geschlafen habe er zuletzt kaum: „Das hat nicht nur mit den
Sondersendungen zu tun, zu denen ich wegen der Ereignisse in Japan
eingeladen war. Es lag vor allem daran, dass die Katastrophe in
Fukushima für mich mehr war als die Bilder, die im Fernsehen und in
den Zeitungen gezeigt wurden. Am Forschungsreaktor Jülich habe ich
jahrelang ein Experiment laufen gehabt.“ Er kenne daher „diesen
süßlichen Geruch von Radioaktivität, er hat etwas von trockenem
Beton“. Yogeshwar weiter: „Wenn im Fernsehen derzeit von einem
Abklingbecken die Rede ist, weiß ich, wie es aussieht, wenn die
Tscherenkow-Strahlung in diesen Becken blau leuchtet. Ich kenne den
Hall solcher Anlagen, die Menschen, die dort arbeiten.“
Vor fünf Jahren habe er mit Kollegen die Gegend um Tschernobyl
besucht: „Durch Pripjat, die verlassene Stadt, zu gehen war
gespenstisch.“ Ihn habe dort „eine tiefe Traurigkeit“ überkommen. Es
habe aber auch überraschende Momente gegeben: „Zum Beispiel habe ich
noch nie in meinem Leben so viele Elche und Wildpferde gesehen.“
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