Dort studierte er an der Franz-Liszt-Akademie Komposition, Klavier und Kammermusik. 10 Jahre später zog es ihn nach Paris, um bei Darius Milhaud und Olivier Messiaen Kompositionskurse zu besuchen. 1971 kam er als Gast des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) nach Berlin. 1973 erhielt er den Kossuth-Preis des Staates Ungarn. 1993 lud ihn das Wissenschaftskolleg zu Berlin für zwei Jahre als „Composer in Residence“ der Berliner Philharmoniker ein. Es folgten Aufenthalte in Wien (1995), Den Haag (1996) und Paris (1999). Im Jahr 1998 erhielt er den renommierten Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung, 2001 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Universitätsstadt Tübingen und 2009 den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig für sein Lebenswerk im Rahmen des 53. Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik.
György Kurtág gilt heute neben György Ligeti als der bedeutendste ungarische Komponist nach 1945. Ligeti verließ Ungarn nach dem Aufstand von 1956, Kurtág aber blieb in Budapest und unterrichtete 1967 bis 1986 an der dortigen Franz-Liszt-Musikakademie Klavier und Kammermusik. Das Verweilen in Ungarn führte dazu, dass man ihn viele Jahrzehnte nur als „Geheimtipp“ handelte, was sich erst Mitte der 70er Jahre änderte. Heute werden seine Werke weltweit aufgeführt, und diese Bekanntheit führt ihn auch wieder zurück in den ungarischen Musiker-Olymp.
„Die Musik Kurtágs ist geprägt von einer ähnlichen Verdichtung musikalischer Texturen, wie es für die Musik von Anton Webern kennzeichnend ist. Aber anders als bei Webern ist Kurtágs Sprache dabei spielerischer und assoziativer. Dennoch ist sie in ihrer oftmals radikalen Beschränkung und Konzentration durchdrungen von Erkenntnis und Vergeistigung, die bei Kurtág mit einem hohen Grad an Selbstzweifeln und einer überaus selbstkritischen Haltung einher gehen. Bemerkenswert sind diverse, mehr oder weniger versteckte und verschlüsselte Verweise in seinen Werken, so etwa in den Opuszahlen oder Titeln, beispielsweise mit op. 27 „…quasi una fantasia …“ an Beethoven oder mit op. 28 „Officium breve“ an Weberns Streichquartett mit gleicher Opuszahl. Zudem gibt es kompositorische Anspielungen in den zahllosen Widmungsstücken des Work in progress Játékok.“(s. Wikipedia)
Zürcher Festspielpreis für György Kurtág
Die Schweizer Jury hat 2010 den zeitgenössischen ungarischen Komponisten György Kurtág für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Mit ihm wurde ein Mensch, ein Interpret, ein Lehrer, aber vor allem ein Komponist ausgezeichnet, dessen Oeuvre aus dem zeitgenössischen Musikschaffens herausragt wie kein anderes, heißt es in der Würdigung. „Ein Werk ist entstanden, das dem eigenen Leben und dem Erleben der Geschichte Europas nach dem Kriege, zunächst in Ungarn und später dann im Westen, abgerungen ist.“
Kurtag komponiert gegen den Strom der Zeit. „Es ist ein konzentriertes, jeden Ton auf seine klanglichen und strukturellen Möglichkeiten abklopfendes, die Emotionen, aus denen er entsteht und die er auslösen soll, genau bedachtes Komponieren. Eine unzeitgemäße aber sehr «erfreuliche Halsstarrigkeit», die Max Brod dem Schriftstellere Kafka zugeschrieben hat, zeichnet auch Kurtags Werk aus. Ein wahrhaft großes, sehr persönliches, auch bekenntnishaftes, keineswegs abgeschlossenes Lebenswerk ist entstanden …, so die Laudatio weiter.
Festkonzert im MuPa Budapest
Im Palast der Künste, Budapest, wurde im Béla Bartók Konzertsaal, einer der schönsten europäischen Philharmonie-Säle, anlässlich des Geburtstags ein großes Festkonzert „Kurtag 85” veranstaltet. Ein breiter Querschnitt der Kammer- und Großorchesterwerke des Meister waren aufgeboten. Auf Bitte von Komponist und Veranstalter wurde das Konzert dem Gedächtnis der vor kurzem verstorbenen Zimbalom Spielerin Ildikó Vékony gewidmet.
Den Abend gestalteten u. a. Péter Eötvös und das UMZE Kammerensemble und András Keller mit dem Concerto Budapest. Das Doppelkonzert“ von Kurtág wurde von Nicolas Altstaedt (Cello) und Gábor Csalog (Klavier) gespielt, die italienische Gitarrenvirtuosin Elena Casoli begleitet von Concerto Budapest interpretierte das Werk „Grabstein für Stephan“. Die russische Sängerin Natalia Zagorinskaya präsentierte „Botschaften des verstorbenen Fräulein R. V. Trussova“ und „Vier Lieder nach Gedichten von Anna Achmatova“. Die Premiere dieses Stückes fand am 31. Januar 2009 in der New Yorker Carnegie Hall statt.
Bereits am Nachmittag eröffneten im Glasraum des Palasts der Künste Aufführungen aus den Klavier- und Kammerstücken György Kurtágs den Geburtstagsreigen. Zwei seiner ehemaligen Schüler, Gábor Csalog und András Kemenes, gaben – wiederum mit ihren Schülern und dem Ludium Ensemble – eine Hommage an den Meister.
Das Budapest Music Center und der Palast der Künste verwirklichten gemeinsam diese umfangreiche Hommage an György Kurtág. Das Abendkonzert konnte man auf der Website vom Palast der Künste (www.mupa.hu) live verfolgen. Dadurch war dieses Festkonzert auch im Ausland erreichbar. Der Komponist, der aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Budapest reisen konnte, verfolgte die online-Übertragung in seinem französischen Zuhause und war für dieses besonderes Geschenk äußerst dankbar.
Tags: Kurtag, Mupa Budapest, Budapest Music Center, Ligeti, Ungarn, Rumänien, Timisoara
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