Die richtigen Projekte
Mit Heinrich von Kleist ist man niemals im Reinen. Der Dichter
taugt nicht für ausgelassene Feierlaune. Laute Töne sind ohnehin
immer verrutscht, wenn es um ihn ging, den einsamen Tragiker, der
furios hochfahrend wie unsagbar zart zugleich sein konnte. Kleist hat
viel mitgemacht. Er hatte seine unselige Konjunktur in Zeiten
chauvinistischer Kriegstreiberei. Und er bot Anlässe, um über den
modernen Menschen nachzudenken, seine Freiheit, seine
Ausweglosigkeit. Gegensätzlicher geht es nicht.
Wer Kleist nun feiern will, der stellt sich den Fragwürdigkeiten
der Wirkungsgeschichte des Dichters. Und der macht sich vor allem an
die Arbeit. Eine neue Gestalt für Kleists Grab und das seiner
Gefährtin, ein Anbau für sein Museum – das sind richtige Projekte.
Die Kulturszene hat sich in Sachen Kleist ohnehin viel vorgenommen.
Das ist gut so. Das Wichtigste bleibt jedem Einzelnen überlassen:
sich den Texten Kleists in all ihrer Fremdheit und all ihrem Zauber
neu zu stellen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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