Neue OZ: Kommentar zu Film

Zwischen Fakt und Fiktion

In dieser Woche laufen mit „Goethe!“ und „Gainsbourg“ gleich zwei
Filmbiografien an. Das Biopic ist derzeit populär wie kaum ein
anderes Genre – vermutlich, weil es Bildungsanspruch und Unterhaltung
vereint. Wer immer in den letzten Jahren einen Oscar als bester
Hauptdarsteller bekommen hat, war mit hoher Wahrscheinlichkeit als
historische Figur zu sehen: als Ray Charles oder Truman Capote, als
Komponist („Der Pianist“), als Schwulenaktivist („Milk“), als Queen,
Edith Piaf, Virginia Woolf oder als Ehefrau von Johnny Cash. Die
Preise stehen für ein Ansehen der Filmbiografie, das historische
Romane nur selten genießen. Dabei ist das Problem immer dasselbe: die
unscharfe Trennlinie zwischen Fakt und Fiktion.

In der unterschiedlichen Wertschätzung klingen offenbar immer noch
die alten Vorurteile gegenüber den Gattungen nach: Das hohe Prestige
der Literatur leidet, wenn Autoren sich zum Umdichten der Geschichte
herablassen. Der als bloßes Entertainment missverstandene Kintopp
wird durch den Sachbezug aufgewertet. Leider gilt aber auch hier:
Nicht überall, wo Goethe draufsteht, ist auch Kunst drin.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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