In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Theo Koll mit der Politikwissenschaftlerin und Sinologin Janka Oertel über die Abhängigkeit Deutschlands von China, den weltweiten Machtanspruch Pekings und die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung deutscher China-Politik.
„Die Lage ist weiterhin dramatisch“, so die China-Expertin Janka Oertel zur Abhängigkeit der deutschen Autoindustrie von chinesischen Rohstoffen. Chinas Regierung habe bewusst ihre wirtschaftliche Vormachtstellung genutzt, um strategischen Druck auszuüben. „Unsere Lieferketten sind so eng getaktet, dass, wenn chinesische Produkte fehlen, relativ schnell auch die Bänder bei uns stehen bleiben.“ Die Direktorin des Asienprogramms beim European Council on Foreign Relations forscht und publiziert zu chinesischer Außen- und Wirtschaftspolitik und gilt als ausgewiesene Kennerin der Volksrepublik. Besonders kritisch sieht sie, dass Deutschland offensichtliche Risiken zu lange ignoriert habe. „Unser Handel mit China war wunderbar. Nur der Punkt, an dem man hätte verstehen müssen, dass das alles in eine Richtung geht, die der deutschen Industrie gefährlich werden könnte, den hat man verpasst.“ Gleichzeitig warnt Oertel vor dem weltweiten Machtanspruch der Volksrepublik. Deutschland habe China lange lediglich als regionale Macht wahrgenommen, die chinesische Führung habe allerdings auch globale Interessen. Dieser Anspruch zeige sich sowohl in der aggressiven Industriepolitik als auch in der militärischen Aufrüstung und der wachsenden Einflussnahme in Afrika und anderen Regionen. Mit Blick auf Deutschlands Umgang mit der Volksrepublik fordert Oertel ein entschiedenes Umdenken: Weg von nationalen Alleingängen, hin zu einer europäischen Strategie, die wirtschaftliche Interessen und sicherheitspolitische Realitäten miteinander verbindet. „Eine deutsche Reaktion allein hat nicht den Effekt, den wir brauchen“, betont sie. Jetzt gelte es, europäisch zu denken und zu handeln und die gemeinsame Marktmacht zu nutzen.
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