Der soeben im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienene Roman „Mona Lisa auf der Couch“ der Hamburger Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Psychologin, was in diesem Fall, diesem Buch nicht ohne Bedeutung ist, Karin Nohr, ist ein ganz besonderes Stück Belletristik. Denn dieses Buch erzählt aus der männlichen, also der der Autorin von Natur aus eher unbekannten Perspektive heraus die Geschichte einer zunächst rein heterosexuellen und vom Standesamt besiegelten Beziehung. Aber damit nicht genug, handelt es sich obendrein auch noch, beziehungsweise entwickelt sich daraus eine nicht ganz unkomplizierte Dreiecksbeziehung auf so ziemlich jeder Ebene. Angesiedelt übrigens in Paris und nicht etwa in Hamburg, Frankfurt oder Berlin. Eine urbanes Leben erzählt sie sehr wohl, mit all den Vor- und Nachteilen einer modernen Metropole, egal wo in der westlichen Welt, inklusive Stadtfluchtgedanken. Mehr sei an dieser Stelle über den Inhalt des Buches beziehungsweise die Beziehung der drei nicht verraten.
Es ist das erste Buch, das Karin Nohr im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig veröffentlicht. Zuvor erschienen ihre Romane Herr Merse bricht auf im Knaus-Verlag 2012, Vier Paare und ein Ring ebenfalls im Knaus-Verlag 2013, beziehungsweise auch als Taschenbuch bei btb, Eastern Sittichs im Medien-Kontor Hamburg 2017, Stummer Wechsel 2018 und Kieloben 2019 jeweils im Größenwahn-Verlag, der inzwischen nicht mehr vom Inhaber geführt ist, sondern zu Bedey Medien gehört, was den Wechsel der Autorin erklärt. Überhaupt ist zu beobachten, dass es kleinen Verlagen immer schwerer fällt, sich am Buchmarkt erfolgreich zu behaupten. Da ist es schon bemerkenswert, wenn ein Verlag nicht völlig verschwindet, sondern einfach nur aufgekauft wird. Allerdings, auch das ist eine Wahrheit auf dem deutschen Buchmarkt, poppen ständig neue kleine Verlage hoffnungsvoll und mit Elan und tollen Ideen aus dessen immerhin gut gepflegter Erde hervor.
Pierre, Protagonist von ´Mona Lisa auf der Couch´, des schlichten blauen Buches, in dessen Innerem dieses Geschichte wohnt, von Beruf Psychotherapeut, hier also die erwähnte Beziehung zur Autorin, und Colette, eine Kulturmanagerin, beide Anfang 40, leben in einer Eigentumswohnung in L`Haÿ-les-Roses, einer der vielen Vorstädte von Paris (wir müssen ein bisschen aufpassen, hier nicht zu viel zu verraten), als die Corona-Pandemie 2020 beginnt, das Leben und Arbeiten des Paares allmählich einzuschränken und es Stück für Stück auf sich selbst und die doch recht kleine und immer enger werdende Welt der beiden, hoch da oben über Paris, zurückwirft. Noch dazu pflegt Colette neben der Ehe, genau hier wird es spannend, eine lesbische Beziehung mit der jüngeren und vor allem selbstbewussten Madeleine, in der der Wunsch nach einem Kind entsteht, möglicherweise ist auch das der eigentlich spannende Moment, den die beiden Frauen dann an Pierre herantragen, da schließlich sein Samen dafür benötigt werden wird. Irgendwie soll alles doch zumindest in der Familie bleiben. Einer modernen Familie, wie sie die Metropolen unserer Zeit hervorbringen. Den stürzt das nun vollends in seine vorher schon beachtlichen Selbstzweifel und somit in eine Krise, die er alleine, so viel weiß er dann auch selbst, nicht in der Lage ist zu lösen. Und so kommt ihm die geheimnisvolle und schöne und wie aus dem Nichts auftauchende Patientin gerade recht, die, imaginär oder auch nicht, einige wenige Male auf seiner Couch Platz nimmt.
Und natürlich gibt es von hier an so richtig viel über die Geschichte von Pierre, Colette und Madelaine zu erzählen, genau genommen über den Roman, also die Geschichte der Geschichte. Und ebenso natürlich wäre, das zu erzählen, was es zu erzählen gäbe, nicht fair gegenüber dem Roman, gegenüber der Autorin und vor allem nicht gegenüber den Leserinnen und Lesern, die diese Geschichte ja in und mit dem Buch, schlicht und blau, wie gesagt, für sich persönlich und wahrscheinlich allein in irgendeinem Zimmer, in irgendeiner Metropole dieser Welt oder doch schon draußen auf dem Land entdecken möchten. Was nur zu verständlich ist und an dieser Stelle zu einem bewussten Schweigen führt.
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Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
673 Wörter; 3803 Zeichen
