
Das Leben als Staatenlose
Liliane Willens Eltern sind russisch-jüdische Einwanderer, die sich nach ihrer Flucht vor der russischen Oktoberrevolution eine Existenz als Staatenlose in Shanghai aufbauen konnten. Doch der Beginn des Zweiten Weltkriegs und die Eroberung der Stadt durch die Japaner erschüttern die Stadt. Viele Menschen werden als „feindliche Staatsbürger“ interniert, darunter viele Freunde der Familie. Auf die Befreiung durch die Amerikaner folgt nur eine kurze Periode des Friedens, denn Maos Volksbefreiungsarmee ist bereits im Anmarsch und die kommunistische Machtübernahme kündigt sich an. Bald ist klar, dass ein Leben im kommunistischen China für Ausländer nicht mehr möglich ist. Liliane Willens ist eine der wenigen in der Stadt verbliebenen Ausländerinnen, die den Beginn der Volksrepublik China vor Ort miterleben. Doch nun beginnt für sie eine verzweifelte Jagd nach Ausreisepapieren und Visa. Wie wird es für sie als Staatenlose weitergehen?
Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit
In Liliane Willens Kindheit in Shanghai mischen sich die Nationalitäten, Sprachen und Kulturen. Nur die sozialen Schichten bleiben streng getrennt. Aus ihrem behüteten Familien-Kokon heraus beobachtet Liliane die Welt um sich herum neugierig – eine kritische Auseinandersetzung mit dem Rassismus, der ihre Kindheit allerdings ebenfalls prägte, durchläuft sie erst später. In diesem Rückblick setzt sich die Autorin kritisch mit dem eigenen kolonialistischen Bewusstsein ihrer Kindheit und mit den Privilegien, die ihre Familie insbesondere gegenüber der chinesischen Bevölkerung genoss, auseinander. So verbindet sie ihre Familiengeschichte, Kindheitserinnerungen und Erklärungen historischer Zusammenhänge zu einem wichtigen Zeitzeugnis.
Liliane Willens
STAATENLOS IN SHANGHAI
Die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie
300 Seiten
Taschenbuch
Format: 14,8 x 21 cm
€ 24,00 (D) / € 24,70 (A)
ISBN: 978-3-943314-51-9
Deutsch von Sophie Sobkowiak
Zum Buch
„Staatenlos in Shanghai” erzählt die Geschichte von Liliane Willens, die als Tochter von jüdisch-russischen Eltern aus Russland und der Ukraine nach Shanghai geflohen ist. Die Familie lebte in der ehemaligen französischen Konzession von Shanghai. Detailliert beschreibt Willens die Strukturen dieser Stadt, damals geradezu ein internationales Potpourri – Amerikaner, Briten, Franzosen, Russen, Chinesen und viele andere Menschen aus unterschiedlichsten Ländern lebten gemeinsam in dieser Stadt. Dennoch trennte sie viel voneinander, zwischen den Ethnien werden strenge Hierarchien eingehalten. Ergänzt werden die Beschreibungen durch Willens‘ persönliche Eindrücke, Erinnerungen und Anekdoten. Leserinnen und Leser erfahren, wie Willens als weiße Ausländerin von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter die Veränderungen miterlebt hat: Den Zweiten Weltkrieg unter japanischer Besatzung, den chinesischen Bürgerkrieg und schließlich die Gründung der Volksrepublik China.
Zur Autorin
Liliane Willens ist Autorin und Dozentin. Sie wurde als Kind russisch-jüdischer Eltern in der ehemaligen französischen Konzession von Shanghai in China geboren. In „Staatenlos in Shanghai“ beschreibt sie detailgetreu, mit viel Witz, aber auch nachdenklich, wie sie in China aufgewachsen ist. Heute lebt Liliane Willens in Washington.
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen