Der Historiker Michael Wolffsohn, 72, der sich in vielen Büchern
mit dem Verhältnis von Deutschen und Juden auseinandergesetzt hat,
bezeichnet seine Zeit als junger Soldat der israelischen Armee als
prägende Erfahrung. Kurz nach dem Sechstagekrieg 1967 ging er nach
Israel, um seinen Wehrdienst zu leisten, und wurde in die besetzten
palästinensischen Gebiete geschickt. Die Erlebnisse dort seien ein
„Wendepunkt“ seines Lebens gewesen, sagt er dem ZEITmagazin.
In Ramallah habe er in verängstigte Gesichter geblickt. „Wir
hielten uns für Befreier, aber als ich jene Palästinenser sah, wusste
ich: Das trifft die Sache nicht.“ Ein paar Monate später wurde er bei
einer Parade in Israel gefeiert. „Ich musste sofort an den Hauptmann
von Köpenick denken. Ich schaute auf mich wie von außen: Ich saß im
erbeuteten Lada-Jeep – schießen konnte ich noch nie richtig – und
wurde bewundert. Das fand ich so absurd.“
1970 kehrte Wolffsohn nach Deutschland zurück. „Ich bin im
postnationalen West-Berlin als bewusster Deutscher, Jude und
Halb-Israeli aufgewachsen. Wenn du einmal das süße Gift des
Weltoffenen gespürt hast, ist das wie eine Droge.“
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