Expeditionen ins Reich männlicher Sexualität
Was bedeutet es, heutzutage ein Mann zu sein? Medien quellen über
mit Ratschlägen, wie er zu sein hat, der wahre Mann: Klar, gradlinig
– und bitte auch empathisch. Gleichzeitig steht er unter dem
Generalverdacht, immer nur „das Eine“ zu wollen. Als sei männliche
Sexualität grundsätzlich einfach gestrickt, ein bloßer Ausdruck
triebhaften Verlangens. Prof. Dr. Ulrich Clement spricht im Vorwort
von einem „trostlosen Mythos“. Saleem Matthias Riek und Rainer Salm
widerlegen diesen mit ihrem gerade im Verlag J.Kamphausen erschienen
Buch „Lustvoll Mann sein“ und stellen sowohl Klischees als auch
Ideale mutig auf den Prüfstand. An deren Stelle tritt Vielfalt, die
im Zusammenspiel männlicher und weiblicher Qualitäten entstehen kann,
wenn beide Geschlechter sich freimachen vom Druck, einem der beiden
Pole gerecht werden zu müssen. 15 im Buch wiedergegebene Gespräche
haben die beiden Autoren mit Männern geführt. Sie offenbaren keine
Patentrezepte, sondern ermutigen nachdrücklich und berührend ehrlich
dazu, im Spannungsfeld von Freiheitsdrang und Bindungswunsch den
eigenen Weg als Mann zu entdecken: Immer wieder neu auslotend, wie
die eigenen sexuellen Bedürfnisse stimmig ins Leben übersetzt werden
können. Ein erhellender Grenzgang in bisher völlig unterbelichtete
Gefilde männlicher Sexualität, der die Emanzipation in einem neuen
Licht erscheinen lässt.
Immer weniger Männer möchten nur als Familienernährer fungieren
und funktionieren. „Lustvoll Mann sein“ zeigt eindrucksvoll auf,
inwieweit Männer durch eine Veränderung traditioneller
Rollenverteilung an Lebensqualität gewinnen können. Die Autoren
beleuchten dafür eine Leerstelle im oftmals hitzig geführten Diskurs
um die Gleichberechtigung: die Wahrnehmung der männlichen Innenwelt,
wie sie sich – mit all ihren Widersprüchen und Fragen – im Erleben
realer Männer zeigt. „Nicht in einem klar umrissenen Set
erstrebenswerter Eigenschaften liegt unser Reichtum als Mann, sondern
in unserer Vielfalt, mit der wir hier und da auch anecken. Im
Bestreben, ein richtiger Mann zu sein, verpassen wir diesen
Reichtum“, beschreiben Riek und Salm die Intention ihres Buches.
Differenziert vermitteln die Gespräche, wie ein Erfahren der
Polarität in sich selbst Männer auf die Herausforderung vorbereitet,
eigene erotische Wünsche und Sehnsüchte mit denen eines
möglicherweise ganz anders gepolten Menschen zu konfrontieren,
abzustimmen und zu teilen. Daneben gewähren die Interviewten
Einblick, welche Rolle Tabuthemen wie Pornographie und Prostitution
spielen. Wer die Einladung annimmt, 15 Perspektiven auf Lust und
Beziehung einzunehmen, ist herausgefordert, beim Lesen und Einfühlen
fortlaufend die eigenen Vorlieben und Abneigungen zu ergründen – das,
was jeden Mann und jede Frau einzigartig macht.
Bereitschaft zur Verletzlichkeit erweist sich in den Gesprächen
als ein wichtiger Schlüssel für echte Intimität: Sind Unsicherheit,
Angst, Wut, Trauer sowie Liebe, Glück und Freude nicht länger von der
Lust getrennt, öffnet sich ein inneres Universum und Männer können
eine Initiation nachholen, die das Leben mit Authentizität auflädt.
„Männer, die wenig spüren, erliegen manchmal der Versuchung, sich
emotional nach der Partnerin auszurichten, insbesondere, wenn sie das
fordert. Sie wollen es ihr recht machen – das ist gut gemeint, aber
oft eine Sackgasse“, heißt es im Buch. „Wir brauchen die Fähigkeit,
uns bewusst zu spüren und unsere Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen,
um erotische Spannung in einer Beziehung aufrechtzuerhalten.“ Erfolg
und Scheitern. Tabubehaftete Wünsche und Sehnsucht nach beherzter
Begegnung. Integration männlicher Aggression und Eintauchen in eine
spirituelle Dimension. Die Beziehung fortlaufend vertiefen wollen –
und spüren, wann Begrenzungen und Konditionierungen uns wieder
einholen. Mit den Berichten werden die Nuancen männlicher
Beziehungsgestaltung zwischen den Extremen immer bunter.
Die Autoren sehen vom moralischen Zeigefinger und Imperativen ab,
stattdessen helfen ihre Ausführungen, die Mosaiksteine zu einem Bild
zusammenzusetzen, das eine ermutigende Vision bereithält: „Das
Verhältnis der Geschlechter ist noch immer von tiefen gegenseitigen
Verletzungen geprägt. Uns im eigenen Interesse als Mann von alten
Klischees zu verabschieden, unsere Einzigartigkeit zu entdecken und
darin auch öffentlich erkennbar zu werden, kann unser Beitrag zur
Heilung unserer Beziehungen sein“, so Riek und Salm. Ihre Auffassung:
Wenn Männer sich auf den Weg machen, ihr erotisches Spektrum zu
erweitern, wird nicht alles einfacher, besser und lustvoller. Sie
verfluchen vielleicht manchmal, dass sie nicht nur Lust, sondern
auch Schmerz intensiver spüren. Doch je besser sie sich fühlen,
kennen und zu sich stehen, desto weniger sind sie anfällig dafür,
Schattenseiten zu leugnen: Ein lebenslanger Lernprozess, in dem
Männer entdecken können, was sie wirklich erfüllt.
10 THESEN, WIE MÄNNER IHR POTENZIAL ENTFALTEN
1. Je mehr Neugier wir Männer uns zugestehen, desto weniger Krisen
sind nötig, um uns für neue Horizonte zu öffnen. Für viele Männer ist
eine Krise der Ausgangspunkt ihrer Entdeckungsreise, sei es Trennung,
Krankheit, schmerzlicher Verlust oder schleichende Unzufriedenheit.
Neugier und Entdeckungsfreude können Krisen entbehrlich machen, sie
lassen uns Risiken eingehen, so wie jedes Kind ständig Neues
riskiert.
2. Liebe und Beziehung sind Männern genauso wichtig wie das
unmittelbare sexuelle E-leben. Dass Männer Sex über Liebe stellen,
ist ein Mythos. Männer favorisieren jedoch unterschiedliche
Beziehungsformen – von lebenslanger Treue bis zu spontanen
Begegnungen gibt es ein weites Spektrum möglicher Vorlieben. Wenn
Männer darauf hoffen oder gar erlebt haben, dass es sich lohnt, sind
sie auch zu herausfordernder Beziehungsarbeit auf Augenhöhe bereit.
3. Auch Männer sind fähig, vielfältige Formen von Lust und
Orgasmus zu erleben. Die Ejakulation als Schlussakkord jeder
sexuellen Begegnung ist nicht mehr selbstverständlich und auch nicht
von allen Männern erwünscht. Es ist allerdings nicht einfach,
unterschiedliche Qualitäten von Lust und Befriedigung zu beschreiben.
Wir brauchen dafür noch eine angemessene Sprache.
4. Männer haben vielschichtige Gefühle und sind zu tiefem
emotionalem Erleben fähig. Allerdings wurde vielen Männern schon in
der Kindheit das Fühlen abtrainiert. Die Wiederentdeckung der
Innenwelt kann ein langwieriger und zuweilen schmerzhafter Prozess
sein. Sexuelle Erfüllung und das bewusste Spüren der eigenen Gefühle
liegen nahe beiei-nander. Die Aussicht auf tiefer erfüllenden Sex
kann Männer zum Risiko größerer emotionaler Öffnung motivieren.
5. Männer sind es kaum gewohnt, sich selbst zu lieben. An die
Stelle von Selbstliebe treten Selbstsucht, Sexsucht oder die
Abwertung anderer. Sich mit innerer und äußerer Abwertung
auseinanderzusetzen, mit der Geringschätzung eigener Körperlichkeit,
mit der Unterdrückung der eigenen Gefühle, mit der vielfältigen
Abwertung von Mannsein, all das kann helfen, Selbstliebe zu
entwickeln und unabhängiger von Anpassung zu werden.
Selbstbefriedigung kann zum Ausdruck wirklicher Selbstliebe werden.
6. Homophobie – die verdeckte Angst vor dem Schwulsein – beißt
sich mit einem entspannten Verhältnis zur eigenen Sexualität. Auch
Männer, die Frauen begehren, können erotischen Erfahrungen mit
anderen Männern etwas abgewinnen, wenn sie bereit sind, sich ihrer
Angst zu stellen. Die Kategorien hetero-, homo- oder bisexuell werden
der inneren Vielfalt an Erlebnismöglichkeiten nicht gerecht.
7. Männer tragen männliche wie auch weibliche Seiten in sich.
Sexuelle Befriedigung hängt eng mit einer gelungenen Gestaltung der
inneren männlich-weiblichen Polarität zusammen. Diese Polarität wird
von Männern unterschiedlich erlebt, das Spektrum an Vorlieben reicht
von aggressivem Sex über die Lust an der Initiative bis zum
empfänglichen, stillen Verweilen ineinander oder gar zum Wunsch,
selbst penetriert zu werden.
8. Männer sind bereit, sich sexuell fortzubilden, wenn sie sich
etwas davon versprechen. Viele haben kaum Ahnung, welche
Möglichkeiten der Weiterbildung es überhaupt gibt. Liebesschulen
finden sich eher in gesellschaftlichen Nischen. Oft sind große Scham-
und Schuldgefühle zu überwinden, bis Männer sich tatsächlich Hilfe
holen oder entsprechende Seminare und Trainings besuchen.
9. Die Frage nach dem richtigen Mann verliert an Bedeutung. Je
mehr Männer ihr inneres Erleben und ihre Sexualität neugierig
erkunden und je mehr Akzeptanz sie sich selbst entgegenbringen, desto
weniger müssen sie sich beweisen. Es braucht Mut, zum individuellen
Mannsein zu stehen, besonders wenn Kollegen, Freunde oder die
Partnerin etwas anderes erwarten.
10. Die erotisch-sexuellen Vorlieben von Männern sind
unterschiedlich. Diese letzte These ist einerseits banal,
andererseits noch nicht im kollektiven Bewusstsein verankert. Der
eine liebt das unverbindliche erotische Spiel, der andere öffnet sich
erst in einer verbindlichen intimen Beziehung. Mancher verbindet Sex
mit Kinderwunsch, ein anderer liebt es, über Grenzen zu gehen und
Tabus zu brechen, und wieder andere fühlen sich am tiefsten von der
spirituellen Dimension im Sex berührt. Wir können versuchen,
Erklärungen für diese Unterschiede zu finden, müssen das aber nicht.
Wir können sie einfach als Ausdruck der Fülle Lebens betrachten, zu
der wir Männer wesentlich beitragen.
Saleem Matthias Riek
und Rainer Salm
Lustvoll Mann sein
Expeditionen ins Reich männlicher Sexualität
ca. 300 Seiten, Broschur
18,95 EUR
Erscheinungstermin: März 2015
ISBN 978-3-89901-920-9
Auch als E-Book erhältlich
Verlag J.Kamphausen
Weitere Infos zum Buch und das vollständige Vorwort von Prof. Dr.
Ulrich Clement: www.lustvoll-mannsein.de
Gerne schicken wir Ihnen bei Interesse ein Rezensionsexemplar des
Buches zu.
Pressekontakt:
Maren Brand
Marketing & Öffentlichkeitsarbeit
J.Kamphausen | Mediengruppe
Goldbach 2
33615 Bielefeld
Fon +49 (0)521 56052 232
Fax +49 (0)521 5605229
maren.brand@j-kamphausen.de
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