Eine ihrer ersten kniffligen Entscheidungen musste
Karin Bergmann treffen, kurz nachdem sie von Kulturminister Josef
Ostermayer zur intermistischen Burgtheaterdirektorin bestellt wurde.
Durch die Fristlose von Ex-Burgchef Matthias Hartmann war auch der
Regiesessel für Die letzten Tage der Menschheit vakant geworden.
Bergmann wählte nicht Egomanie, Glanz und Glamour, sondern, eher
überraschend, Georg Schmiedleitner, bis auf wenige Ausnahmen eher an
kleineren Stadt- und Landestheatern zugange. Ihre Kür war tadellos,
Schmiedleitner verfügt über die für die Letzten Tage nötige
Theaterpranke, die Aufführungen am Burgtheater sind restlos
ausverkauft.
Ähnlich unspektakulär und ebenso klug ist nun die pragmatische
Entscheidung des Kulturministers, Karin Bergmanns Zweijahresvertrag
um drei Jahre zu verlängern. Ostermayer widerstand tapfer der
Verlockung, mit einem prominenten Charismatiker (nicht nur
finanzielle) Defizite an der Burg zu übertünchen. Stattdessen wird
aus der mängelverwaltenden Interimschefin eine gestaltende und auch
vom Ensemble hochgeschätzte Theaterleiterin, die bis 2019 das
Burgtheater, wie sie selbst sagt, „für die Welt von morgen fitmachen“
will.
Es ist ihr zuzutrauen. Das Ensemble hieß die neue Chefin schon im
März herzlichst willkommen, als die Wogen das große Theaterschiff
fast zum Kentern brachten. Burgstar Elisabeth Orth, an sich eher
zurückhaltend mit Stellungnahmen zu Vorgängen rund um die Burg,
stellt eine eklatante klimatische Verbesserung am Haus fest: Es
herrsche ein anderer Grundton, es werde wieder freundlich gegrüßt,
stellte sie unlängst fast verwundert fest. Und zwar vom Portier
aufwärts.
Bergmann ist bekanntlich die erste Frau an der Burgspitze –
allerdings hat sie den Job nicht aus Quotengründen bekommen. Kein
geniekultiges Wortgeklingel, kein Theaterdonner: Die gebürtige
Deutsche ist, darüber herrscht allgemeiner Konsens, auffallend
uneitel und zielorientiert. Um dem Haus aber tatsächlich auch
finanziell wieder auf die Beine zu helfen, ist die von Ostermayer
angedeutete Valorisierung ab 2016 bitter nötig.
Sicher, die neue Burgherrin gehörte auch schon dem „alten“ System
an. Doch man sollte ihr bis auf Weiteres Glauben schenken, dass sie
die intransparenten buchhalterischen Extravaganzen ebensowenig zu
durchblicken vermochte wie dies offenbar der Bundestheatergeneral,
die Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer oder ihre Vorgänger Nikolaus
Bachler und Matthias Hartmann taten. Ausschlaggebend wird jedenfalls
sein, ob und wie sie zur Aufklärung der skandalösen Vorgänge beiträgt
– auch wenn es ihrer Ex-Kollegin und Freundin Silvia Stantejsky
zum_Nachteil gereichen sollte.
Dass Bergmann keine regieführende Direktorin ist, garantiert, dass
sie sich auf die Sanierung des Budgets und die Pflege des Ensembles
konzentrieren und das Haus gleichzeitig für interessante
Gastregisseure öffnen wird. Erste Nennungen klingen nach spannendem
Mix aus Regietitanen und Nachwuchstalenten. Dass sie Maria Haderlap
als Autorin und Kuratorin gewinnen will, lässt auf einen gesteigerten
Frauenanteil hoffen.
Bergmann ist kein Notnagel, sondern in der derzeitigen Situation
eine Idealbesetzung. Nun kann der Minister entspannt auf
Nachfolgesuche gehen. Vielleicht kann sich das generalberuhigte Haus
nach 2019 auch wieder einen Künstler-Chef leisten.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
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