– Partnerschaft mit Joachim Gauck „kein Rollenmodell“
– Elly Heuss-Knapp als Vorbild
Daniela Schadt ist die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim
Gauck. In der phoenix-Sendung „Im Dialog spezial“ hat Michael Hirz
mit der „Frau ohne Amt“ über ihre Rolle, ihren früheren Beruf und ihr
humanitäres Engagement gesprochen. Es ist das erste ausführliche
Einzelinterview, das Daniela Schadt dem Fernsehen gibt.
Amt und Ehe
Im Vorfeld seiner Wahl zum Bundespräsidenten spielte die
nicht-eheliche Partnerschaft von Daniela Schadt und Joachim Gauck
eine Rolle in der öffentlichen Diskussion. Im Interview mit Michael
Hirz zeigt Daniela Schadt Verständnis für die Frage nach dem Status
der Partnerschaft mit dem späteren Bundespräsidenten: „Ich fand die
Frage nicht illegitim“, zumal der Bundespräsident für die Verfassung
stehe und der Schutz von Ehe und Familie Verfassungsrang habe.
Bezogen auf die eigene Partnerschaft sagt sie: „Wir propagieren kein
Rollenmodell. Es hat sich einfach so ergeben, und wir wollten es dann
auch nicht künstlich verändern.“ Rückblickend sagt sie: „Die
Situation war so wie sie ist. Natürlich hätte man sagen können: Oh,
jetzt kommt ein öffentliches Amt. Jetzt organisieren wir alles um.
Das hätten wir als nicht angemessen und nicht ehrlich empfunden.
Jeder wusste, wie die Dinge lagen und in der Familie herrscht darüber
ein herzliches Einvernehmen.“
Keine Empfehlung an junge Frauen
„Ich würde wirklich nicht empfehlen, dass junge, gut ausgebildete
Frauen, die ihren Beruf auch gerne machen, sagen: Mein Partner ist
befördert worden, und jetzt stelle ich mich an seine Seite“, so die
Partnerin von Bundespräsident Joachim Gauck. Ihre Entscheidung, den
Beruf aufzugeben, auch „kein Rollenmodell“.“ In ihrem Fall, als
Ressortleiterin Inland der Nürnberger Zeitung, habe es sich einfach
anders dargestellt. Es sei „keine leichte Entscheidung“ gewesen, den
Beruf aufzugeben: „Es ist mir sehr schwer gefallen, zu sagen: Ab
heute gehe ich nicht mehr in die Redaktion und buddele mich nicht
mehr durch das Weltgeschehen.“ Beruf und Karriere waren bzw. sind für
Schadt wichtig: „Das Amt des Bundespräsidenten ist aber ein
Sonderfall. In anderen Zusammenhängen weiß ich nicht, ob ich so
entschieden hätte.“
Politische Sozialisation in den 68ern
„Natürlich war ich mit 13 oder 14 Jahren nicht hoch politisiert.
Aber ich sah meinen Vater immer Zeitung lesen, und der
„Internationale Frühschoppen“ sonntagnachmittags gehörte einfach
dazu. Ich glaube, der Grundstein, dass ich ein Grundinteresse für
Politik habe, liegt doch in meinem familiären Umfeld begründet.“ Die
Zeit ihrer politischen Sozialisation sieht Daniela Schadt in den
68er-Jahren und in den zahlreichen Zusammenkünften ihrer Großfamilie
begründet: „Es gab richtig knackige Debatten. In der 68er Zeit
natürlich über Dutschke, über die NS-Zeit, über die Politik in
Deutschland oder über die studentische Bewegung. Wir haben da sehr
engagiert, sprich lautstark, diskutiert. Aber das Schöne war, dass
man vorher und hinterher gemeinsam Frikadellen und Kartoffelsalat
gegessen hat und die Welt in Ordnung war. Ich hatte also nie den
Eindruck, dass eine politische Debatte etwas ist, das Menschen
prinzipiell entzweit. Man kann sich streiten, und eine halbe Stunde
hinterher sitzt man wieder vergnügt beisammen. Ich habe natürlich
damals die Inhalte noch nicht verstanden, fand aber interessant, was
sich da so tat.“
Journalismus – Heute manches problematisch
Angesprochen auf den Wunsch, die eigene Meinung zu äußern, findet
Daniela Schadt „ein klares und deutliches –Ja–! Es kann sein, dass
ich laut schimpfend um unseren Esstisch marschiere und einen sehr
meinungsstarken Kommentar von mir gebe, den ich dann aber nicht
aufschreibe.“ Sie habe sich immer noch nicht daran gewöhnt, sich
selbst in der Zeitung zu sehen. Manche Entwicklung des modernen
Journalismus sieht Schadt kritisch, z.B. bedauert sie, „dass immer
alles schneller wird, und manche Dinge so ganz schnell aus der Hüfte
geschossen eingeordnet werden müssen, ohne dass man die genaueren
Zusammenhänge kennt.“ Dies hänge mit der Entwicklung der
elektronischen Medien zusammen. Für den Printjournalismus zieht
Schadt den Schluss: „Zeitungen können nie so aktuell sein wie
Fernsehen, Radio oder Internet. Deshalb sollten wir uns darauf
konzentrieren, zu erklären: Worum geht–s hier eigentlich.“ An ihrem
Beruf seien für sie die Recherche und Einordnung in einen Kontext
immer von besonderem Interesse gewesen, so Schadt.
Ratschläge für den Bundespräsidenten?
Sie diskutiere aktuelle Themenmit ihrem Lebensgefährten und dabei
spielten sie sich „die Bälle zu“, so Schadt. Es gebe die Diskussion
unter Partnern und man beeinflusse sich natürlich auch gegenseitig
Dazu komme aber immer auch der Meinungsaustausch des
Bundespräsidenten im Amt, mit Fachleuten und mit Betroffenen. „Das
sind ganz viele Bausteine. Davon bin ich sicher einer.“
Elly Heuss-Knapp als Vorbild
Gefragt nach Vorbildern nennt Daniela Schadt die Frau des ersten
Bundespräsidenten: „Wen ich wirklich ausgesprochen bewundere ist Elly
Heuss-Knapp. Die Frau war außergewöhnlich emanzipiert und aktiv. Das
sind so große Fußstapfen, da kriegt man schon Respekt.“ Als
Schirmherrin des von Elly Heuss-Knapp gegründeten
Müttergenesungswerks, das für Schadt eine „unglaublich wichtige
Einrichtung ist“, führe sie die Arbeit ihres Vorbildes fort. Ebenso
gerne habe sie auch die Schirmherrschaft von UNICEF Deutschland
übernommen, so Schadt.
Und nach dem Amt? – Keine „strategische Langzeitplanung“
Auf die Frage, ob sie sich eine Rückkehr zum Journalismus
vorstellen könne, sagt Schadt: „Sicher ist es eine Perspektive.“ Aber
„die strategische Langzeitplanung habe ich erstmal ausgesetzt“. Über
eine mögliche zweite Amtszeit von Joachim Gauck werde er sich zu
gegebener Zeit äußern, so Schadt in der phoenix-Sendung.
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