Samstag, 24. Mai 2014, ab 20.15 Uhr, 3sat
Erstausstrahlung 
   George Tabori floh vor den Nazis, kokettierte mit Hollywood, um 
dann in Deutschland spät zu einem der wichtigsten Theatermacher zu 
werden. In Erinnerung an den „Spielmacher“, wie sich Tabori selbst 
gerne nannte, sendet 3sat zu seinem 100. Geburtstag eine neue 
Dokumentation über Taboris Jahre in Amerika sowie den Theaterfilm 
„Mein Kampf“ nach dem gleichnamigen Stück von George Tabori. Darin 
spielt Tom Schilling die Rolle des jungen Hitler, und Götz George ist
als sein jüdischer, väterlicher Freund Schlomo Herzl zu sehen.
   Die Dokumentation „Der Spielmacher – George Tabori in Amerika“ von
Norbert Busè (Erstausstrahlung) beschreibt das ereignisreiche Leben 
eines genialen Theatermenschen in der aufregenden Zeit der 1950er und
1960er Jahre in den USA. Eine spannende Zeit aus Taboris Leben, die 
bisher nur wenig Beachtung gefunden hat und doch so entscheidend war 
für seinen Weg. Filmautor Norbert Busè zeigt in seinem Film unter 
anderem bisher noch unveröffentlichtes Material aus Taboris Leben in 
New York. Busè erhielt auch Einblick in Taboris FBI-Akte, die dessen 
bisher weitgehend unbekannte Seite als Friedensaktivist offenbart. Zu
Wort kommen seine Kinder, der Schauspieler Kristoffer Tabori und die 
Verlegerin Lena Tabori, sowie der Journalist Peter von Becker und 
Germanistik-Professor Martin Kagel.
   George Tabori war, als er in die USA reiste, bereits über 50 Jahre
alt, er war an einem Scheideweg in seinem Leben angekommen. Seine 
Karriere in Hollywood, die nach seiner Emigration so 
erfolgversprechend 1948 begonnen hatte, schien beendet. Für eine 
Weile hatte es so ausgesehen, als könne Tabori zu einem neuen Star 
unter den Drehbuchautoren werden. Doch der erhoffte Erfolg stellte 
sich bei dem gebürtigen Ungarn nicht ein. Dazu kam, dass Tabori, der 
nie ein Blatt vor den Mund nahm, zunehmend unter Verdacht stand. Der 
vielfach als Kommunistenjäger apostrophierte US-Senator Joseph 
McCarthy setzte Tabori auf die berüchtigte „Schwarze Liste“, was 
einem Berufsverbot in der Filmbranche gleichkam. Tabori selbst 
berichtet in „Der Spielmacher“ über seine Zeit in Hollywood: „Man hat
immer die Illusion gehabt, dass man in Hollywood etwas ästhetisch 
oder politisch erreichen kann – es war die reine Illusion. Hollywood 
war ein großes Puff, und ich war keine gute Hure.“
   In diesen amerikanischen Jahren entdeckte Tabori seine eigentliche
Bestimmung: Unbeirrt von Misserfolgen, schrieb er weiter Stücke, 
tourte durch die USA, führte selbst Regie und wurde durch seine 
Brecht-Inszenierungen zunehmend bekannt. „Ich hatte nicht vor zu 
gefallen, ich wollte irritieren und schockieren.“ Erst 1969 wagte er 
sich mit seinem Stück „Die Kannibalen“ nach Deutschland. Von diesem 
Tag an begann Taboris späte Karriere als Regisseur und Autor, in dem 
Land, in dem seine Eltern verfolgt worden waren.
   Den Theaterfilm „Mein Kampf“ (Regie: Urs Oderma) zeigt 3sat direkt
im Anschluss um 21.00 Uhr. Die Filmgroteske ist keine historische 
Rekonstruktion von Hitlers Wiener Zeit, Realität und Fiktion 
überschneiden sich, Komisches und Tragisches, Wirklichkeit und Traum.
Die Idee ist simpel und subversiv zugleich: Der Jude Schlomo Herzl 
will den jungen Tölpel Hitler vor dem Untergang in der Großstadt 
retten und wird dadurch zum Geburtshelfer des Monsters.
   Hinweis: 3sat zeigt den Film „Der Spielmacher – George Tabori in 
Amerika“ am Sonntag, 18. Mai 2014, um 20.00 Uhr in der Alten 
Tischlerei im Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm. Die Vorführung 
gehört zur BE-Tabori-Woche „100 JAHRE GEORGE“ vom 18.-24.5.
   Weitere Informationen und einen Video-Stream der Dokumentation 
finden Sie hier: https://pressetreff.3sat.de/programm/programmhinweis
e/artikel/der-spielmacher-george-taborin-in-amerika/
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