Ist David Alaba ein „Neger“? Darf und soll man ihn so
bezeichnen? Andreas Mölzer findet: ja. Das hat er auch in aller
Öffentlichkeit so argumentiert. Er hat ein Problem damit, dass der
„pechrabenschwarze“ Alaba überhaupt als Österreicher firmiert. Der
sei kein „echter Wiener“.
Das Problem, das der FPÖ daraus erwuchs: David Alaba ist ein sehr
populärer Fußballer, er spielt bei Bayern München und in der
österreichischen Nationalmannschaft, er ist für viele Fußballfans,
vor allem für die jüngeren, ein echtes Idol. Seine Hautfarbe ist
ihnen, auf Wienerisch gesagt, wurscht. Alaba ist ein Role-Model für
Integration, er könnte eine Kampagne gegen den Rassismus in diesem
Land tragen, vielleicht tut er das unbewusst schon.
So gesehen hat sich Mölzer den Falschen ausgesucht, um seine
dumpfen Vorurteile und seinen dümmlichen Rassismus an die
Öffentlichkeit zu tragen. Das konnte auch Heinz-Christian Strache
nicht wurscht sein. Der FPÖ-Chef bemüht sich ja sehr, die Jugend
anzusprechen, er versucht cool, modern und sexy zu sein. Strache will
die FPÖ abseits der deutschtümelnden Schmissgesichter, die in ihrer
braunen Soße schmoren, breiter aufstellen. Nationalismus ja, aber
halt ein bisschen fescher und moderner, als Mölzer in der Lage ist,
das darzustellen. Und überhaupt: „Negerkonglomerat“. Wer soll das
denn verstehen? Da tut sich auch Strache schwer.
Also zieht sich Mölzer jetzt zurück. Oder wird von der FPÖ
zurückgezogen. Die Faktenlage war vorerst nicht ganz klar. Für die
FPÖ ist der Schaden jedenfalls angerichtet. Hohn, Spott und Schande.
Den Wahlkampf jetzt noch flottzukriegen, wird schwierig werden.
Spannend wird auch sein, wie die Parteispitze den Rückzug Mölzers
argumentiert: Darf man in der FPÖ jetzt nicht mehr „Neger“ sagen?
Die Affäre Mölzer führt die FPÖ an eine Zerreißprobe. Denn Mölzer,
sein deutschnationales Gedankengut und die immanente Angst vor einer
Rassenvermischung sind in der FPÖ stark verankert. Die alten Herren
in ihren Buden sind gut vernetzt, sie halten die Parteistrukturen
aufrecht, rücken die Ideologie nach innen zurecht und haben, nicht
ganz unwesentlich, ihre Hand auf den Parteifinanzen. Sie werden die
Entmachtung Mölzers, der als ideologischer Leuchtturm im Dritten
Lager gilt, nicht widerstandslos hinnehmen.
Strache will sich hingegen als ernsthafter Kanzlerkandidat
präsentieren. Er weiß, dass er die breite Masse mit der
Nazi-Nostalgie nicht erreicht, manche in seiner potenziellen
Wählerschaft vielleicht sogar abschreckt. Die Gülle, die aus dem
Bodensatz der Partei emporschwappt, stinkt. Daher versucht Strache,
sich die braunen Spritzer vom Anzug zu wischen. Ganz sauber wird
dieser Anzug aber nicht mehr. Die Flecken bleiben.
Und dann kommt das nächste Problem: Harald Vilimsky, der neue
Listenerste für die EU-Wahl. Der hat sein Mundwerk zwar im Griff,
aber er ist Harald Vilimsky. Er wird die Massen nicht mitreißen. Wenn
die FPÖ nicht rasch ein Thema außerhalb ihres Innenlebens findet,
wird sie bei der Wahl böse abbeißen. Das wiederum wird parteiintern
Straches Gegner stärken und könnte Mölzers Konsorten nach der Wahl
Auftrieb verschaffen.
Wie auch immer dieser Machtkampf ausgeht: Für die Hygiene unseres
Landes ist es wichtig, dass einer wie Mölzer nicht als
österreichischer Abgeordneter im EU-Parlament sitzt. Der hat dort
nichts verloren.
Rückfragehinweis:
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