Das American Jewish Committee (AJC) hat den
Deutschen Bundestag aufgefordert, rechtlich bindende
Rahmenbedingungen für die Rückführung von NS-Raubkunst zu schaffen.
Der von meist deutsch-stämmigen Juden gegründete Verband regte an,
eine Enquete-Kommission einzurichten. Diese solle klären, welche
Strukturen und Ressourcen benötigt würden, um die Prinzipien der
Washingtoner Holocaust-Konferenz von 1998 wirksam umzusetzen.
Dass deutsche Museen entgegen der Washingtoner Erklärung nur
selten die Herkunft ihrer Bestände zurückverfolgten, sei skandalös,
sagte die Direktorin des Berliner Büros des AJC, Deidre Berger, dem
ARD-Politikmagazin „Kontraste“. Sie empfahl, ein Zertifikat für
Museen einzuführen. Dieses solle vergeben werden, wenn Einrichtungen
die Herkunft ihres kompletten Bestands geklärt hätten und damit frei
von Raubkunst seien.
Das ARD-Politikmagazin „Kontraste“ machte darüber hinaus einen
bisher unbekannten Fall von NS-Raubkunst in Bayern ausfindig. Dort
fordert die Erbengemeinschaft des ehemaligen jüdischen Bankhauses
„Hagen und Co.“ das Gemälde „Das Zitronenscheibchen“ von den
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zurück. Das Berliner Bankhaus
wurde 1938 in die Liquidation getrieben und die Familie war
gezwungen, zahlreiche Gemälde zu verkaufen, darunter „Das
Zitronenscheibchen“.
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen beharren jedoch darauf,
das Kunstwerk des niederländischen Barock-Malers Jacob Ochtervelt sei
nicht verfolgungsbedingt verkauft worden. Gleichwohl räumt ihr
Generaldirektor Klaus Schrenk in „Kontraste“ ein, dass man die
Herkunft des Kunstwerks lange Zeit nicht geklärt habe.
Der Enkel des einstigen Besitzers, Louis Hagen, kritisiert, dass
sich für die Museen aus den Washingtoner Prinzipien nur eine
moralische Verpflichtung ergibt, nicht aber eine rechtlich bindende
Verantwortung, geraubte Kunst zurückzugeben. „Kontraste“ sagte er, er
fühle sich im Augenblick hilflos, weil er nicht klagen könne und
darauf angewiesen sei, dass die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
ihm entgegen kämen.
Weitere Informationen dazu am Donnerstag, 16.01.2014, um 21.45 Uhr
im ARD-Politikmagazin „Kontraste“
Für Nachfragen: Redaktion „Kontraste“, Telefon: 030 /
97993-22801, kontraste@rbb-online.de
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